Orientierung: Job-Trends – Was auf uns zukommt

Noch weiß niemand, wie die Arbeitswelt von morgen aussieht – aber ein paar Trends gibt es schon. ©Stephanie Hofschlaeger / pixelio.de

Welche Berufe werden in Zukunft gefragt sein? Und wie sieht die Arbeitswelt von morgen aus? So genau weiß das natürlich niemand. Aber in einigen Punkten sind sich Experten wenigstens halbwegs einig. Die wichtigsten haben wir hier zusammengestellt. Und wenn es doch anders kommt? Flexible und lernfähige Menschen werden sich immer zurechtfinden.

Die meisten Zukunftsthemen sind Themen der Gegenwart
Beispiel: Aktuell gibt es relativ viele Stellenanzeigen zum Thema Künstliche Intelligenz. Dass dieser Trend über zehn Jahre anhält, ist eher unwahrscheinlich, weil sich Roboter über kurz oder lang gegenseitig programmieren werden. Stellenanzeigen bilden nur ab, was sich Jahre zuvor entwickelt hat und jetzt gefragt ist. Und in zehn Jahren? Vielleicht Roboter-Ethik, -Philosophie oder der Einsatz von Robotern in Kitas und Pflegeheimen? Prognosen aus seriösen Quellen liegen nicht vor.

Lernende Maschinen und Roboter übernehmen immer mehr Routinearbeiten
Beispiel 1: Die Software „Ross“ durchsucht mal eben eine Milliarde Dokumente zum Thema Insolvenzrecht und kann Fragen dazu in 20 Sprachen beantworten
Beispiel 2: Über die App „Lifespot Skin“ schicken User Foto kritischer Hautstelle ein – nach einem Datenbank-Abgleich errechnet der Computer, wie wahrscheinlich eine Krankheit ist
Indem Maschinen solche Arbeiten schneller als jeder Mensch und rund um die Uhr erledigen können, ersetzen sie eine Reihe von Berufen und Tätigkeiten. Besonders gefährdete Bereiche sind Büro, Verkauf, Labor, Post, Bank, Küchenhilfe, Lagerarbeit und Buchhaltung; weniger gefährdete Bereiche sind Erziehung und Bildung, Gesundheit, Kranken- und Altenpflege, Maschinenbau, Einkauf, Sozialarbeit und Forschung. Mit anderen Worten: Die kreativen und empathischen Leistungen lassen sich nicht ersetzen. Von dieser Entwicklung werden Hochschulabsolventen wohl zu 25% betroffen sein, Geringqualifizierte zu rund 80%.

Jetzt kommt die Wissensgesellschaft
Nach Agrar- und Industriegesellschaft kam in den 1970er Jahren die Dienstleistungsgesellschaft mit immer mehr kaufmännischen und verwaltenden Tätigkeiten. Aktuell verdienen noch 70% der Deutschen ihr Geld im Sektor Dienstleistungen. Der rasante Aufstieg der Computertechnologien führt nun in die Wissens- oder Informationsgesellschaft, in der immer mehr berufliche Tätigkeiten einen intensiven Informationsbezug haben. Es geht heute zunehmend darum, nicht das physische Produkt wie beispielsweise ein Auto zu verkaufen, denn das Produkt wird über Assistenz-Systeme immer mehr zur Software. Dafür braucht man immer mehr Spontanität, Kreativität und Eigenverantwortung – das macht Wissen zum „wichtigsten Rohstoff“ der Zukunft.

Arbeitgeber suchen Menschen, die ihr Wissen lebenslang erweitern
„In einer Welt, die sich so schnell dreht, hat es keinen Sinn mehr, fünf Jahre lang zu studieren und dann lebenslang bei der gleichen Firma zu arbeiten.“ (Sebastian Thrun, Vordenker aus dem Silicon Valley im Spiegel)

Neuer Mitarbeitertyp
Weniger hierarchiegläubig soll der neue Mitarbeiter sein, dafür kreativer, flexibler und lernbereiter. Ingenieure beispielsweise haben früher vorrangig CAD-Arbeit geleistet, heute sollen sie außerdem Projektmanagement und Prozessoptimierung können. Sie brauchen also neue Qualifikationen, können sich aber auch mehr entfalten und bleiben konkurrenzfähig.

Zunehmende Globalisierung
Englisch-Kenntnisse und Reisebereitschaft werden immer selbstverständlicher.

Alte Karrieremodelle werden von neuen Anreizen abgelöst
Das Karrieremodell „Schornstein“ (hierarchischer Aufstieg von unten nach oben mit System) wird zunehmend von Formen wie der sogenannten „Mosaikkarriere“ (Wechsel von Fach-, Führungs- oder Projekteinsätzen) abgelöst. Unternehmen suchen Mitarbeiter mit hohem Kompetenzniveau und anderen Interessen als dem nächstgrößeren Dienstwagen. Die Mitarbeiter selbst wünschen sich immer häufiger Freiheiten wie Home Office, flexiblere Arbeitszeiten, Desktop-Sharing, Videokonferenzen, Sabbaticals.

Die neue Sicherheit heißt Employability
Employability bedeutet so viel wie Beschäftigungsfähigkeit oder Arbeitsmarktfähigkeit. Darunter versteht man die Übereinstimmung oder Differenz zwischen den Anforderungen der Arbeitswelt einerseits und den Mitarbeiter-Kompetenzen andererseits. Zu den erwünschten Kompetenzen zählen Fachwissen, Initiative, Eigenverantwortung, zielorientiertes Handeln, individuelle Gesundheit, Engagement, Lernfähigkeit, Teamfähigkeit, Loyalität, Kommunikationsfähigkeit, Einfühlungsvermögen, Belastbarkeit, Flexibilität, Konfliktfähigkeit und Frustrationstoleranz, Offenheit für Neues, Fähigkeit zur Selbstreflexion – ziemlich viel auf einmal. Aber je „beschäftigungsfähiger“ ein Mensch allgemein eingeschätzt wird, desto sicherer wird er immer Arbeit finden.

Jedes Jahr eine beruflich relevante praktische Erfahrung einplanen
Zum Beispiel Auslandssemester, Nebenjob, Ehrenamt, Trainer- oder Nachhilfetätigkeit, Praktikum, Sprachkurs, Fortbildung in Rhetorik oder Präsentation … So lernt man früh, sich „employable“ zu halten.

Vom reinen Reproduzieren zum unabhängigen Denken
Je mehr unterschiedliche Erfahrungen ein Mensch macht, desto stärker entwickelt er sich, desto freier denkt er, desto kreativer ist er – und desto eher entspricht er dem Typ, der Unternehmen und Gesellschaft voranbringt.

Familienmodelle ändern sich
Männer wollen auch Familienzeit, Frauen wollen unabhängig sein und arbeiten

Umschauen ist der wichtigste Teil der Berufsorientierung
Die Wissensgesellschaft braucht Fachleute auf unterschiedlichen und neuen Gebieten – das führt zu vielen Viele davon sind noch unbekannt. Man neigt jedoch dazu, immer zuerst im Bekannten zu suchen – als Schülerin oder Schüler also nach dem, was man von Familie und Freunden kennt. Aber nur, wenn man weiß, dass es etwas gibt, kann man sich auch dafür interessieren.