Buchtipp – Berufsorientierung: So funktioniert Wirtschaft

Es gibt über 18.000 Studiengänge an deutschen Hochschulen, dazu rund 450 verschiedene Ausbildungsberufe – wie soll man da als junger Mensch wissen, was man werden will? Der Wiener Journalist Reinhard Engel nähert sich dem Thema in seinem neuen Sachbuch für Jugendliche mit kurzweiligen Porträts, Reportagen und Interviews. Erfrischend anders.

Es ist kein Buch zum Durchlesen, es sei denn, man interessiert sich wirklich für jeden Berufszweig. Die meisten werden wohl eher das Inhaltsverzeichnis überfliegen und dann bei einzelnen Kapiteln einsteigen. Etwa bei dem Porträt über Nike, wo man eine Menge über Design, Produktion und Verkauf von Sportartikeln erfährt. Oder bei der Reportage, die den Direktor des Hotel Sacher durch sein Haus begleitet. Vielleicht auch bei der Geschichte über die Entstehung eines Medikaments.

Der Autor Reinhard Engel war unzufrieden mit dem, was er zum Thema Berufsorientierung, Unternehmensalltag und Wirtschaft für Jugendliche auf dem deutschsprachigen Buchmarkt fand. Deshalb hat er selbst ein Sachbuch geschrieben, in dem er seine Leser mitnimmt in Autofabriken, Start-ups, eine israelische Cyber-Security-Firma, zum Gründer der Modemarke Zara oder zum Uhrmacher. Er begleitet eine junge Konditormeisterin, die sich selbstständig gemacht hat, und eine Pilotin, die hart für ihren Traum kämpfen musste. Man erfährt, wofür Gewerkschaften kämpfen, was Stadtverwaltungen mit dem Nahverkehr planen oder was es im Bereich Energieerzeugung zu tun gibt. Das Buch will kein allumfassender Überblick sein, eher ein bunt gestaltetes Magazin, das Lust zum Blättern und Schmökern macht.

Wie Engel zu seiner Auswahl kam? Er habe junge Leser an Orte führen wollen, wo sie sonst nicht hinkommen, sagte er der Süddeutschen Zeitung. Einen großen Teil seiner Lebenszeit verbringe der Mensch schließlich im Job – und stelle doch oft erst nach der Schule, der Ausbildung oder dem Studium fest, wo es ihn hingetrieben hat, weil ihm die Informationen fehlten. Die Jugendlichen seien dann enttäuscht, weil sie Arbeitsalltag, Herausforderungen, Spezialisierungen nur noch aus dem Fernsehen kennen, weniger vom Zuschauen bei den Eltern, die mittlerweile entfremdet an fernen Orten unbekannten Tätigkeiten nachgingen. Und seltener als früher auch von Ferienjobs und Betriebsbesichtigungen. (ib)

Fazit: Wir finden die bunte Mischung in „So funktioniert Wirtschaft“ sehr gelungen für eine erste Orientierung, um nach Inspiration für mögliche Berufe zu suchen. Und um ein paar Annahmen zu überprüfen, die man aus Filmen und Erzählungen gewonnen hat.

Reinhard Engel: „So funktioniert Wirtschaft. Ein Sachbuch für Jugendliche“ Leykam Verlag, Graz 2016, 176 Seiten, 24,50 Euro.