Interview im Kitz-Magazin (Okt/Nov)

Das Kitz-Magazin hat in der aktuellen Okt/Nov-Ausgabe wieder ein Interview mit unserer Initiative veröffentlicht. Unter dem Motto “Was Coaching bewirken kann“ werden konkrete Fallbeispiele aus dem Kinder- und Jugendcoaching vorgestellt.

Hier der komplette Artikel:

Was Coaching bewirken kann

Fallbeispiele der Initiative für Kinder- und Jugendcoaching München
Walther Bruckschen

Walther Bruckschen

5 : 7 Hochformat

Oliver Mewald

Ute Preisig

Fall 1: „Plötzlich schlechte Noten.“

Walther Bruckschen: Bei Thomas*, 12 Jahre alt, war auf den ersten Blick nicht ersichtlich, warum der im Vorjahr noch exzellente Schüler plötzlich nur noch 4er und 5er nach Hause brachte. Durch gezielte Fragen konnte ich herausfinden, was sich denn seit dem letzten Schuljahr geändert hatte: Das Klassenzimmer war ein anderes – daran war erst einmal nichts Außergewöhnliches. Allerdings lag es, im Gegensatz zum Vorjahr, direkt zu einer viel befahrenen Straße. Es war also erheblich lauter. Auch noch kein Grund für schlechte Noten. Der musisch sehr begabte Thomas jedoch war, wie sich im Verlauf des Coachings herausstellte, besonders empfindlich, was Geräusche betrifft. Der Grund für seinen Leistungsabfall war also, dass er sich in der lauteren Umgebung, insbesondere bei Schulaufgaben, nicht konzentrieren konnte. Manchmal können auch kleine Dinge – hier waren es die empfohlenen Ohrstöpsel bei Prüfungen – Wunder bewirken.

 

Fall 2: „Glückliche Kinder auch nach einer Trennung.“

Oliver Mewald: Emma* hat Stress mit ihrer Mutter: Ständig gibt es Streit, kürzlich hat sie ihr sogar das Handy weggenommen. Die verzweifelte Mutter weiß nicht mehr ein noch aus – und denkt schon daran, ihre 15-jährige Tochter in ein Internat zu stecken. Wir empfehlen der Familie getrennte Termine mit zwei verschiedenen Coaches: Ein Coach trifft sich mit den Eltern, die seit über fünf Jahren getrennt sind, ein anderer spricht mit der Tochter. Emma, so wird schnell deutlich, leidet sehr unter der aktuellen Patchwork-Situation mit den leiblichen Eltern, dem Stiefvater und den Halbgeschwistern. Im Coaching mit den Eltern wird ein Prozess angestoßen, der wieder eine stabile und verlässliche Beziehung zum gemeinsamen Kind zum Ziel hat. Bei Emma geht es im nächsten Schritt darum, eigene Wünsche zu formulieren, mit den Bezugspersonen darüber zu sprechen und die eigene „Selbstwirksamkeit“ zu entdecken. Das gibt Kraft und Emma wächst an der schwierigen Aufgabe.

 

Fall 3: „Wege aus der Unterforderung“

Barbara Saring: Leon* hatte die Grundschule völlig mühelos durchlaufen. Alles flog ihm zu – anstrengen musste er sich nie. In der 6. Klasse brachen plötzlich die Noten ein. Leon war hochbegabt, doch es gelang ihm nicht, sein Potential auch in gute Schulleistungen umzusetzen. Seine Mutter berichtete, wie aufgrund jahrelanger schulischer Unterforderung sein Selbstwertgefühl und seine Schulmotivation gelitten haben. Im Coachingprogramm „Exit Underachievement“ arbeitete ich an mehrdimensionalen Lösungen. Zu Beginn stand die eingehende Ursachenanalyse, Leon nahm sich als „Lernender“ in all seinen Facetten wahr. Danach wurden Methoden zur Selbstmotivation, ein individuelles Zeit- und Arbeitsmanagement sowie Kompetenzen zur optimalen Prüfungsvorbereitung entwickelt. Die Anwendung der neuen Lernstrategien erfolgte unmittelbar und anlässlich konkreter Schularbeiten. So wurden Anstrengung und Erfolg direkt erfahrbar und wirkten sich positiv aus. Die Eltern erhielten Anregungen, Leon auf seinem Weg zu mehr Selbstbestimmung und Leistungsfreude zu unterstützen. Heute ist Leon ein fröhlicher, zuversichtlicher Schüler, der seine Aufgaben eigenverantwortlich und erfolgreich meistert.

 

Fall 4: „Mit Bewerbungstraining zum Traumjob?“

Ute Preisig: Luisa* hat endlich ihren Traum-Ausbildungsplatz gefunden. Nach bestandenem Abitur bewirbt sie sich hochmotiviert um eine Ausbildungsstelle im Gesundheitswesen. Kurz darauf erfährt sie in einem standardisierten Antwortschreiben, dass sie sich in Geduld üben soll, denn in der Regel bewerben sich auf diese Ausbildungsstelle 800 Interessenten auf die 32 zu vergebenen Ausbildungsplätze. Zunächst ist Luisa optimistisch, die Situation allein zu bewältigen, aber nachdem sie von ehemaligen Auszubildenden immer mehr Negativ-Stories zu den Bewerbungsgesprächen gehört hat, sucht sie sich doch professionelle Unterstützung bei einem Bewerbungscoach, was ihr hilft, sicher und selbstbewusst im Gespräch aufzutreten. In diesem speziell für Jugendliche ausgerichteten Coaching hat sie die besten Bewerbungstipps kennen gelernt, mit Hilfe derer sie sich erfolgreich von ihren Mitbewerbern abheben kann. Luisa hat mittlerweile erfolgreich das Bewerbungsgespräch gemeistert und ist glücklich und zufrieden mit ihrer Ausbildungsstelle.

 

Fall 5: „Was soll ich bloß werden?“

Walther Bruckschen: Die Berufsorientierung ist für fast alle Jugendlichen zwischen 14 und 18 Jahren eine große Herausforderung. Janine* kam zu einem Orientierungscoaching, um herauszufinden, welcher Berufsweg der richtige für sie ist. Ich bat sie, das Key4you-Persönlichkeitsprofil auszufüllen. Es beruht auf einer Selbsteinschätzung der eigenen Eigenschaften. Sie hat eine deutliche Stärke auf Seiten der „Vermittlerin“, für ihren Berufsweg bedeutet dies, dass sie gern mit Menschen arbeitet und keinen Sachbearbeiter-Job anstreben sollte. Im Coachinggespräch wurde ihre Kompetenz in Modefragen deutlich. Sie entschied sich schließlich, eine Ausbildung zur Schneiderin zu beginnen, um sich später Richtung Modedesign weiterentwickeln zu können.

 

*Namen wurden geändert

Zu den Personen:

Ute Preisig, Barbara Saring, Oliver Mewald und Walther Bruckschen – Coaches bei der Initiative für Kinder- und Jugendcoaching in München.