Buchtipp: Berufsorientierung – Mach, was du willst

Die Forschung bedient sich schon länger der Methoden des Design Thinking, um auf neue, wirklich lösungsorientierte Ideen zu kommen. Zwei Silicon-Valley-Ikonen wenden das Prinzip für die Gestaltung des eigenen Berufslebens an und haben darüber ein Buch mit vielen praktischen Übungen geschrieben – eine gute Inspirationsquelle, wenn man gerade auf der Suche nach dem richtigen Studiengang ist.

Bill Burnett und Dave Evans sind der Meinung, der individuelle berufliche Weg sei ein Prozess, in dem man immer weiter nach vorne denken, vieles ausprobieren und dabei eine Menge Spaß haben sollte. Deshalb haben sie ein Programm entwickelt, wie sich Design für ein erfülltes Leben einsetzen lässt. Beide sind im Silicon Valley bestens bekannt für ihre Haltung des lebenslangen Lernens und geben gemeinsam an der kalifornischen Stanford University das Seminar „Designing Your Life“, das dort zu den beliebtesten Veranstaltungen zählt. Burnet leitet zudem die legendäre d.school (School of Design Thinking), Evans ist ein gefragter Managementberater unter anderem bei IT-Größen wie Apple.

Was genau ist Design Thinking?

Design Thinking ist eine Denkweise, oder eine Haltung, zielgerichtet an Probleme heranzugehen. Dahinter steckt die These, dass die erste Idee selten die beste und die schnellste Lösung nicht unbedingt die effektivste sein muss. „Alle Dinge, die uns umgeben, wurden von irgendjemandem designed. Und jedes Design beginnt mit einem Problem“, schreiben Burnett und Evans. So erkannte Apple das „Problem“, dass die Leute unterwegs Musik hören wollen, ohne einen Koffer voller CDs mitschleppen zu müssen – und entwickelte den iPod. Starbucks wiederum stellte fest, dass Menschen nicht nur eine neue Kaffeesorte suchen, sondern ein Erlebnis rund um das Getränk.

In ihrem Buch führen die Autoren deutsche Leser durch verschiedene Stationen der Informationssammlung sowie Ideenentwicklung und -bewertung, und stellen zu allen Punkten Übungen anhand anschaulicher Skizzen vor (leider nur schwarzweiß). Dabei arbeitet man sich durch die Fragen: Wie finde ich einen Job, der mir wirklich gefällt? Wie finde ich einen Berufsweg, der mir ein gutes finanzielles Auskommen sichert? Wie finde ich ein Gleichgewicht zwischen Karriere und Leben? Und wie kann ich in der Welt etwas bewirken? Mit am wichtigsten ist die immer wieder propagierte Haltung dahinter, die durchaus entlastend wirkt: „Das größte Umdenken besteht darin, dass Ihr Leben nicht perfekt geplant sein kann, dass es nicht die eine richtige Lösung für Ihr Leben gibt – und dass das eine gute Sache ist.“

Der Weg zum passenden Job

Besonders aufschlussreich ist Kapitel 7, in dem die Autoren beschreiben, wie man garantiert keinen Job bekommt. Nachdem zunächst die gängigen Bewerbungsmechanismen zerlegt werden, folgt ein Vorgehen, das die Verbindung zwischen den Bedürfnissen der Unternehmen und den eigenen Träumen und Leidenschaften herstellt. Weil der Traumjob nicht irgendwo wartet, sondern aus unserem Innersten mitgeformt und gefördert werden will. Hilfreich ist auch die Anleitung, seine Haltung gegenüber Absagen so zu verändern, dass man immun wird gegen fiese negative Gefühle.

Unser Fazit: Zu den meisten Kapiteln gibt es Aufgaben zu bearbeiten, die ein bisschen Zeit kosten, aber sehr hilfreich zur Selbstreflexion sind. Am besten gefällt uns die Grundhaltung, dass es bei der Berufsfindung nicht um gute oder schlechte Entscheidungen geht, sondern um einen Prozess, der einen fast lebenslang begleiten wird und der immer wieder Um- oder Neujustierungen zulässt. Wer dieses Prinzip verinnerlicht, der braucht auch die Umgestaltung der modernen Berufswelt durch künstliche Intelligenz oder Industrie 4.0 nicht zu fürchten, weil er bestens gewappnet ist. (ib)

Bill Burnett, Dave Evans: „Mach, was Du willst – Design Thinking fürs Leben“, 288 Seiten, Econ 2016, 16,99 Euro